Zwei in eins
Ende Juli ging unser Kastrationsmobil auf große Fahrt. Die Timmy-Tierschutz-Stiftung aus Deutschland war von der Arbeit von Robin Hood so beeindruckt, dass sie uns eine mobile Rettung spendete.
Der VW-Crafter ist sehr gut in Schuss und war bereits toll beklebt, wir haben ihn noch etwas adaptiert, Dank der Unterstützung von GLG-Werbebeschriftung, die wieder einmal ganze Arbeit geleistet haben.
Mit von der Partie unsere treue Unterstützerin Gabriele Surzitza und Michael Heckelmann.
Mit drei Fahrzeugen voll beladen mit Spenden war unser Ziel einmal mehr Reghin.
Doch das sollten wir so schnell nicht erreichen: Hitze, Staus und ein etwas bedächtigeres Fahren mit dem schweren Rettungswagen ließ uns erst sehr spät in der Nacht ankommen.
Am nächsten Tag kam noch unser Kollege Alexandru Acs aus Bukarest dazu, dann war das diesmalige Team vollständig.
Zwei Tage Aufenthalt waren diesmal leider nur vorgesehen und die waren ausgefüllt mit diversen Terminen.
Der Rettungswagen wurde zu unserer rumänischen Kollegin nach Gornesti gebracht, denn die Kennzeichen mussten wieder mit und nach Deutschland geschickt werden, damit das Fahrzeug abgemeldet werden konnte.
Dann wird sie in Rumänien auf unseren neuen Verein in Rumänien angemeldet: Asociatia Robin Hood Romania, wir warten noch auf die endgültige Bescheinigung des Vereins, dann starten wir. Aber nicht nur für Hunde, wir werden uns auch auf Pelztierfarmen und Tiertransporte in Rumänien fokussieren.
Der erste Tag war ausgefüllt mit Behördengängen, das Auto zu unserer Kollegin zu transportieren. Hier galt es auch gleich vieles zu besprechen, wie wir Robin Hood Romania gestalten werden.
Unsere Kollegin Sotiria Morariu wird die Kastrationskampagnen als Supervisor übernehmen, die nächste ist bereits für Corunca bei Tirgu Mures geplant.
Weiters wird sie die rumänische Facebook-Seite verwalten und einiges mehr.
Zwei Tage sind ja wenig Zeit und den zweiten Tag verbrachten wir in den Tierheimen in Reghin. Wir wollen mehr Schattenplanen anbringen, denn es ist sehr heiß in Siebenbürgen.
Eine neue Idee: Wir werden Lavendel pflanzen, vielleicht hilft er uns im Kampf gegen die Flöhe. Es werden zwar beide Tierheime regelmäßig entfloht, die Hunde gebadet und mit Antiflohmittel versehen, doch diese Tierchen legen ihre Eier ins Gras, wenn es regnet und danach warm wird, schlüpfen sie zu tausenden…und krabben an einem hoch. Ich reagiere leider allergisch und werde fast bei lebendigem Leib aufgefressen. Unsere liebe Kollegin Gabi Surzitza hat wieder sehr viel an Spenden beigesteuert, unter anderen auch große Pflanzgefäße für den Lavendel, den wir im Oktober pflanzen (die beste Zeit, so wurde uns gesagt, die Pflanzen bekommen wir sehr günstig in Rumänien).
Mir wird es immer schwer ums Herz, wenn ich die Hunde sehe, gerade die Langzeitinsassen…das Land, das wir für die Hunde bereitstellen möchten, ist immer noch nicht freigegeben, der Vermesser muss noch kommen, dann können wir endlich den Zaun aufstellen und die heiß ersehnte Freilaufzone bauen, in der die Hunde abwechselnd laufen können. Wir wollen sie dann 2 Tage laufen lassen, dann kommen die nächsten an die Reihe.
Am Nachmittag sind wir dann mit dem Pferdewagen zu einem Schäfer gefahren, doch bergauf sind wir zu Fuß gegangen, das wollten wir dem Pferd nicht zumuten. Wir hatten ohnehin ein schlechtes Gewissen, am Pferdewagen zu sitzen…obwohl sich dieses große Pferd auf ebener Straße leicht getan hat mit dem Wagen.
Beim Schäfer gibt es Ziegen und Schafe, eine Eselin, Pferde, Hunde, Hühner…
Das Leben dort ist nur wenige Höhenmeter über Reghin eine andere.
Die Schäfer schlafen dort, kochen, leben mit den Tieren.
Ein wichtiger Punkt ist der Herdenschutz. Wölfe sind da, man sieht sie jedoch nie und es werden auch keine Tiere gerissen. Auch gegen die Bären sind die Tiere gut geschützt Dank der ausgezeichnet arbeitenden Herdenschutzhunde, die völlig anders arbeiten, als wir hier vorgeben, zu wissen.
Robin Hood hat sich bereits mit rumänischen Experten getroffen und wird dieses Wissen nach Österreich bringen.
Einer der Hunde hatte eine Wunde am Bein…eine Bärenattacke.
Von 200 000 Schafen in Rumänien werden in ganz Rumänien 100 von Wölfen getötet.
Viele der Fotos für den Kalender 2020 sind dort oben beim Schäfer entstanden, in einer Welt, wo entschleunigen keine Worthülse ist.
Leider werden jedoch die meisten dieser Schafe und Ziegen, die ein Leben haben im Freien, ohne Zwang und Qual am Schiff enden, vom Schwarzen Meer in den Nahen Osten…
Eine Tatsache, die fast niemanden bekannt ist. Robin Hood wird versuchen, hier mehr zu tun, zumindest diese Tatsache an die Öffentlichkeit zu bringen.
Nach zwei Tagen volles Programm ging es nach Hause – mit Hindernissen. Gabis Auto streikte und musste wieder zurück nach Reghin geschleppt werden. Das Robin Hood-Mobil hatte jedoch Platz für Gabi und Michael und wir erreichten den Heimathafen J
In den Tierheimen werden ständig Hunde abgegeben…auch diesmal wieder brachte jemand mit einem großen, teuren Geländewagen zwei Welpen in einem Sackerl (kein Plastik, ein Gewebemix)…ein Hund hatte sich durchgebissen und sich an den Fasern fast erwürgt…der Mann war dann noch böse, weil das Sackerl zerstört war. Wir retteten den kleinen Hund indem Attila, unser Tierarzt ihn in Windeseile aus dem Sackerl rausschnitt…schnell gaben wir den Welpen zu Trinken und sie erholten sich. Die Mutterhündin blieb mit drei Welpen bei dem „Besitzer“, er möchte nur drei Welpen.
Und jetzt kommt das Gesetz ins Spiel: Künftig werden wir uns vermehrt darauf fokussieren. Die Kastrationspflicht muss kontrolliert werden und zwar von der Polizei. Doch die Polizei weiß von nichts oder will nichts wissen, die Stadtverwaltungen ebenso nicht. Hier werden wir vermehrt eingreifen, denn nicht die eigentlichen Streuner werden zum „Problem“, es sind die Hunde, die sich unkontrolliert vermehren und deren Welpen dann „entsorgt“ werden.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Gabi Surzitza aber auch ein Riesendankeschön an Michael Heckelmann, der sich extra Urlaub genommen hatte, um mit uns mitzufahren, die Rettung chauffierte und vor Ort eine große Hilfe war. Mit Gabi hat er sich um die Hunde gekümmert, gebadet und geputzt – danke J
Knappe zwei Wochen später
…und wir machten uns wieder auf den Weg. Behördentermine standen an, die in dieser Zeit erledigt werden mussten…warum, darüber werden wir bald mehr berichten.
Diesmal waren Gabi und ich unterwegs, zum Einen musste Gabi ihr Auto aus Rumänien holen, dass ein uns bekannter Mechaniker wieder zum Laufen gebracht hatte, zum Anderen hatten wir auch wieder einiges an Spenden mit. Ich blieb diesmal 6 Tage, denn bei mir ist es auch immer schwierig zu verreisen mit 6 Hunden daheim…
Gabis Auto war ok und sie machte sich am nächsten Tag auf den Heimweg…doch nicht lange…eine erneute Riesenrauchwolke legte ihr Auto lahm und verzweifelt rief sich mich an…Zum Glück reichte mein Rumänisch aus, um unseren Arbeitern im Tierheim die missliche Lage zu erklären und die schickten der armen Gabi, die zweieinhalb Stunden in der Sonne schmorte, einen Abschleppwagen. Wieder musste unser braver Mechaniker herhalten und nach längerer Suche fand er den Übeltäter: Ein poröser Schlauch.
Somit blieb Gabi noch einen Tag länger und wir nutzten die Zeit, um eine Chinchillafarm zu suchen, von denen es in Rumänien viele gibt. Dank meiner (rudimentären) Rumänischkenntnisse wurden wir sogar in die Farm gelassen und ich konnte fotografieren.
Diese erste Begegnung vor Ort wird der Start für eine Kampagne in Rumänien sein. Daher darüber in Zukunft mehr.
Gabi machte sich am nächsten Tag auf den Heimweg und wir zitterten, ob das Auto diesmal halten würde, aber alles verlief problemlos.
Mittlerweile war auch mein Kollege Alexandru Acs aus Bukarest eingetroffen, der mit dem Zug anreiste. Mit ihm und Sotiria haben wir ein weiteres Arbeitstreffen für Robin Hood Romania eingeplant gehabt.
Endlose Behördengänge und warten in schlecht gelüfteten Büros und auf Gängen, Stempel hier und Stempel da…kafkaesk wie bei uns…aber das Ganze sollte sich lohnen, auch darüber mehr in Zukunft J
In Rumänien war es wieder extrem heiß und wir waren bemüht, alle 400 Hunde gemeinsam mit den Arbeitern immer mit Wasser zu versorgen. Auch mehr Wassertröge müssen angeschafft werden, da die Hunde die vorhandenen zu schnell leer trinken.
Und wir pflanzen Bäume vor den Gehegen, die als Schattenspender dienen werden.
Unsere liebe Lidia, Besitzerin des Tierheims Fiducia macht mir große Sorgen. Sie ist schon sehr schwach, ständig hat sie Schwindelgefühle und sie kann nicht mehr so viel Zeit im Heim verbringen als ihr lieb ist. Ich bete jeden Tag, sie möge einen gesundheitlichen Aufschwung haben und noch ein paar schöne Jahre erleben, damit sie die positiven Veränderungen noch sehen kann. Ich hoffe so sehr, meine Gebete werden erhört.
Alex und ich wollten auch noch einen Wolfsexperten besuchen, denn wir wollen das Wissen um den Herdenschutz und generell um die Wölfe nach Österreich bringen.
4,5 Stunden für 180 km auf einer Straße voller Löcher J Das war auch dem Robin Hood-Mobil zu viel und lauter Knall ließ uns erbleichen. Nein, nicht auch noch das Auto hinüber…
Aber es war nur ein Luftansaugschlauch, dessen Schlauchbinder bei dem Gerüttel den Halt verloren hatte….pfff…Gott sei Dank.
Wir trafen uns mit einem Vertreter des Wolf Life Projects, die auch in der Regierung mitarbeiten. Er will uns helfen, unsere Wölfe in Österreich zu beschützen mit der dementsprechenden Aufklärung. Übrigens, Rumänien hat tausende von Wölfen…er arbeitet seit 12 Jahren in dem Projekt und durfte nur zweimal einen Wolf sehen…
Am letzten Abend wollten wir eigentlich noch zu Lidia nach Hause, um uns zu verabschieden und Kuchen zu bringen doch eine kleine Katze machte uns einen Strich durch die Rechnung. Immer wenn Alex und ich ins Tierheim kommen, bringen wir etwas mit. Leider keine Geschenke, sondern immer Tiere, die wir unweit vom Tierheim finden. Mal einen Hund mit einer schweren Eisenkette hinter einem Müllcontainer, einmal eine arme Hündin, die im Winter entsorgt wurde…diesmal kurz vorm Tierheim, ein kleines Etwas huschte durchs hohe Gras. Wir suchten und fanden eine winzige, verletzte Katze…die Verletzungen war nicht mehr frisch und Fliegen hatten tausende Eier auf dem armen Tier abgelegt. Schnell ins Tierheim, Samstag Abend, unser braver Tierpfleger Vasilica, der immer da ist, im Tierheim schläft, hatte gerade Besuch von einem Freund…doch er bereitete ein warmes Bad für die Katze, telefonierte mit dem Tierarzt, der gerade Gast bei einer Hochzeit war…wir versorgten das Tier, gaben ihm zu essen und zu trinken und ich telefonierte mit zwei lieben Bekannten, von der eine Tierärztin ist. Sie nahmen das Kätzchen unter ihre Fittiche und kämpften um sein Leben. Denn ein scheinbar nicht enden wollender Durchfall zehrte an den Kräften der kleinen Katze. Aber sie hat es geschafft!
Ich finde es immer sehr schade, dass ich Euch nicht alle Erlebnisse, Eindrücke, Gefühle bis ins kleinste Detail schildern kann…dass Ihr es nicht selbst miterleben könnt. Auch die Wärme und Gutherzigkeit vieler Rumänien, die Schönheit des Landes. Trotz allem…
Rumänien bleibt eins unserer Hauptprojekte, wir werden uns aber mehr auf „Safe Heavens“, also Zonen mit Hunden und Natur fokussieren, auf den Vollzug des Kastrationsgesetzes, auf unsere Kastrationskampagnen mit Timmy 2, der mobilen Klinik (Timmy 1 läuft in Bukarest unter der Timmy Tierschutz Stiftung, an dieser Stelle nochmals ein Riesendankeschön für die Spende dieses Autos J).
Und wir werden zum Thema Tiertransporte und Pelz Kampagnen starten.
Ihr wisst, Robin Hood ist viel unterwegs, als nächstes kommt wieder Grönland an die Reihe und die Arbeit wird nicht weniger.
Aber all das schaffen wir nur Dank Eurer Unterstützung! DANKE!