Der Widersinn der Jagd

Samstag, 30.November, zwischen den Gemeindegebieten Mank und St.Leonhard am Forst: Treibjagd.

Jäger/innen, Treiber sammeln sich im altbekannten Viereck, Hunde laufen dazwischen aufgeregt hin und her. Schüsse knallen. Ich sehe einen Hasen um sein Leben laufen, die Hunde hinter ihm. Das Viereck läßt ihm keine Chance, verzweifelt versucht er zu entkommen. Ich mag mir seine Angst nicht vorstellen…ein Schuß, ein zweiter, eine Salve…der Hase fliegt durch die Luft, überschlägt sich, landet auf der Erde. Ein Hund eilt pflichtgetreu heran, packt ihn, bringt ihn zu seinem „Herrn“. Wo schon ein Hase liegt, tot.

Ich bin sehr viel in der Natur unterwegs und man möge jetzt sagen mit Hunden werde ich wohl selten Tieren begegnen. Stimmt nur bedingt. Natürlich begegne ich ihnen. Es gab hier eine Gruppe von 9-10 Rehen, die uns schon kannte. Und die Tiere flüchteten nicht mehr, warteten bis wir vorbei waren…diese Rehe gibt es nicht mehr. Auch kaum Hasen, Fasane, Enten. Alles tot.

Die Jägerschaft muss morden, weil es den angeblichen Überschuss an Tieren zu regulieren gilt. Jeder weiß, wir haben keinen Überschuss. Überschüsse schon, aber auf die letzten Tiere, die noch leben. Und Thema Regulierung: Wo sind die Wölfe aus Niederösterreich hingekommen? Ich wage zu wetten, erschossen…irgendwo verscharrt oder tiefgekühlt…bis Gras über die Sache gewachsen ist. Denn ein Wolf im Wald, das geht gar nicht. Schließlich würden alle Kinder in Kürze gefressen werden. Und es geht ja um die sogenannten Nutztiere…die plötzlich so arm sind. Dass sie letztendlich von Mensch ermordet und gefressen werden, zählt hierbei nicht. Dass es in Rumänien mit dem Herdenschutzmanagement durch Hunde funktioniert, interessiert auch nicht. Der Jäger duldet keinen Konkurrenten im Wald.

Während der Jagd lief eine Joggerin am Feld vorbei…ihr Hund lief neben ihr und entschied sich todesmüde doch auch aufs Feld zu laufen…nur kurz, ohne jagen zu wollen… er hatte Glück gehabt. Warntafeln, Absperrbänder usw. gibt es nie, obwohl eigentlich gesetzlich vorgeschrieben, brauchen wir hier nicht.

Samstag, 7.Dezember, nur eine Woche später am gegenüberliegenden Feld: Treibjagd. Denn hier darf keiner überleben. Zwei tote Hasen sind die Beute auf diesem Feld, man zieht weiter, denn es werden keine Gefangenen gemacht…die Hasen baumeln von Stöcken, Blut rinnt über ihr pelziges Gesicht. Ihr Leben, das ohnehin schon schwer genug ist, weil wir Menschen die Umwelt bereits an den Rand des Kollaps gebracht haben, wurde in Angst und Schrecken und Terror beendet.

In Österreich gibt zirka 110.000 JägerInnen, die etwa 600.000 Säugetiere und 320.000 Vögel pro Jahr töten. Die Jagd fällt nicht unter das Bundestierschutzgesetz, die TäterInnen selbst, also die JägerInnen, bestimmen, welche Taten „weidgerecht“, also legal, sind. Die marginalen Gesetze werden so gut wie nicht kontrolliert. Ich selbst habe Jagd auf Hasen in der Schonzeit erlebt, Schüsse aus fahrenden Autos…Ich kenne eine Frau, die im Dorf beim Wäscheaufhängen nur knapp einer Kugel entging. Katzen werden in den Dörfern erschossen, mutwillig. Gewesen ist es dann keiner, weil Mut gehört nicht zum Repertoire der JägerInnen. Stark ist man nur mit der Waffe in der Hand und am Besten in der Gruppe.

Muss ich mir als steuerzahlende Bürgerin dieses angsteinflößende Geballere anhören? Ehrlich gesagt, das stört mich am Wenigsten, obwohl ich jedes Mal aufschrecke. Aber ich möchte nicht, dass Tiere gehetzt und getötet werden, nur weil Mitmenschen sich nichts Besseres zu tun wissen. Denn dass die Jagd nicht notwendig ist, würde man endlich die großen Beutegreifer am Leben lassen, dazu gibt es zahllose Studien und wissenschaftliche Ergebnisse. Die Jagd ist ein blutrotes Hobby. Die Berufsjäger, die wenigen, die es gibt, streichen nicht am Samstag durch die Gegend, um auf alles zu schießen, was sich bewegt (unzählige, sogenannte traurige „Unfälle“ belegen dies).

Muss ich mitansehen, wie unsere Mitlebewesen gnadenlos verfolgt und ermordet werden?

Ich höre schon die Stimmen, soll sie doch wegziehen, die „Zuagroaste“. Wohin? Es wird doch überall gejagt. Und es geht nicht um mich und um meine Befindlichkeiten – es geht um die letzten Tiere, um unseren Planeten, den wir völlig zugrunde richten. Übrigens: Im Herbst 2018 veröffentlichte die ECHA (Europäische Chemikalienagentur) eine Bewertung über die Auswirkungen von Bleimunition, in der die Agentur empfohlen hatte, nicht nur den Einsatz sondern auch den Besitz von Bleischrot zu verbieten.

Nächste Woche wieder? Samstag? Treffen zum lustigen Halali? Seht ihr nicht, dass ihr euch selbst damit vernichtet, eure Kinder? Weitermachen, bis zum bitteren Ende?
Oder vielleicht doch Wolf, Luchs und Bär den Job machen lassen? Die können das nämlich besser, nachhaltiger, ökologischer und „waidmännischer.“

Mittlerweile bin ich nicht mehr allein mit meiner Meinung, jeder, den ich darauf anspreche, reagiert negativ auf die Jagd. Auch Bauern, die früher ganz anders darüber sprachen. Müssen wir alle, die wir gegen diesen Wahnsinn sind, tatsächlich diesem Treiben zusehen? Keine Chance auf Einhalt? Vielleicht müssen wir den Gegenwind noch forcieren, die Zeit ist die beste dafür.

Natur braucht keine Jäger.