Morituri te saltutant oder ein ganz normaler Vormittagsspaziergang?

Nachdem mein Auto in die Werkstatt mußte, schnappte ich mir einen meiner Hunde und bin die etwas mehr als 4 km heim zu Fuss gegangen. Es nieselte, der Nebel zog etwas unschlüssig umher…noch im Ort begegnete mir ein Tiertransporter auf dem Weg in den nahen Schlachthof. Eine Rindernase lugte aus dem kleinen Spalt im Transporter heraus, schnupperte wohl zum ersten Mal Frischluft – und auch zum letzten Mal. Begegnungen wie diese lassen mein Herz so schwer werden, dass ich denke, ich kann es nicht länger ertragen – im wahrsten Sinne des Wortes. Alles was ich tun kann in diesen Situationen, ist den Tieren gute Gedanken mit auf den Weg zu geben, die Versicherung, dass nach diesem Wahnsinn endlich alles gut für sie wird. Dass sie endlich dort hinkommen, wo wir Menschen sie in Ruhe lassen, wo sie endlich ihr Leben leben können, frei und ohne Angst. Daran glaube ich ganz fest. Mein Weg führte mich auch durch ein nahes, kleines Dorf. Wie steril die Häuser aussehen, Beton, Metall und Glas. Auch die Bauernhöfe peinlichst sauber, keine wilden Pflanzen rings ums Haus – der/die ordentliche Österreicher/in läßt das nicht mehr zu. Schwalben finden schon lange keinen Platz mehr, selbst Katzen haben Mühe, einen Unterschlupf zu finden. Ab und an schmiegt sich ein altes, kleines Haus in die Landschaft…mit hübschen Holzhaustüren und putzigen Fensterchen…das erfreut mein schweres Herz. Leider sind diese Häuser fast alle schon unbewohnt. Wir nähern uns unserem Zuhause, an die 150 Jahre alt und keineswegs perfekt. Ich denke an den letzten Gruß der Totgeweihten auf ihrem Weg in den Schlachthof. Ich hoffe, dass alles wird bald ein Ende haben. Fleischessen wird unmöglich werden, da wir es uns rein klimatechnisch nicht mehr leisten können. Wie schön wäre es, wenn keine Tiere mehr geschlachtet werden würden…ich werde das wohl nicht mehr erleben. Kurz vor der Haustüre knallen Schüsse, einer, zwei, drei…eine ganze Salve…November, Jagdzeit…auch so ein Thema, das hoffentlich irgendwann Geschichte ist. Morituri te saltutant – die Todgeweihten grüßen Dich! Ein Wahnsinn, der ein Ende haben muss.

Foto: Internet